NEU: Euphonia

EUPHONIA nennt Hans-Martin Köhler künstlerische Wahrnehmung und Gestaltung der uns umgebenden Phänomene und Elemente durch Bewegung atmender Hände. Die Hand ist natürliche Gabe der Schöpfung an den Menschen; ihr verdankt er die Verwirklichung seiner Kultur. Durch atmend belebte Hände ist der aufgeklärte Kunstbegriff des Dichters und Aufklärers Lessing zu verwirklichen ›Wo Kunst sich in Natur verwandelt, da hat Natur mit Kunst gehandelt‹. Die sich öffnende Hand (etwa im Bild aufgehender Knospen, Blüten) geht auf innere Aktivität zurück, die alles rein Mechanische vom Ansatz her überwindet. Dies, als ein Gesetz des Geistes (nicht ›Geist des Gesetzes‹ im Sinne von Materie) gilt auch für das geheime Leben einer Pflanze, geeignet unsere Begriffe von Zeit zu erweitern, ein wenig das Ewige berührend. Schubert war in dieser Kunst wahrer (selten wirklich verstandener) Meister, Lehrer, dem schließlich Chopins singende ›Tongebung‹ gefolgt ist, insbesondere anstelle von Anschlag auf die Klaviatur (clavis). Eine behutsam sich öffnende Hand erhebt den ganzen Menschen. Die offene Hand wird alsdann belebt durch den Austausch von Geben und Nehmen, während sich die wieder schließende Hand im Sinne des griechischen Alphabets als O-Mikron (Entspannung), aber auch als O-Mega (Umschließen und Bewahren) gestalten lässt. Der Mensch beginnt dabei von innen heraus zu tönen (das Wort ›Person‹ deutet es an – von per sonare). So offenbart sich die Hand als dreifaltiges Wesen, in gewissem Sinne als eigenständiges, dem Menschen geschenktes Geschöpf, das es immer wieder auf’s Neue zu entdecken gilt (wie den Menschen selbst). Euponische Gestaltungsmethode setzt also zunächst Bewußtsein für das Eigenleben der Hand voraus. Die beschriebene dreigliedrige Urbewegung entspricht den Lautgebärden für I-A-O in der Eurythmie Rudolf Steiners, hat zugleich einen Bezug zu Goethes Feststellung in der ›Tonlehre‹, des also gleichfalls aufgeklärt denkenden Dichters: ›Alle organische Bewegungen manifestieren sich durch Diastolen und Systolen‹. Goethe gliedert Tonlehre in einen organisch subjektiven ersten Teil (Gesang, Tonerleben, Wesen von Bewegung/Tanz, Rhythmik), einen objektiven dritten Teil (mit mathematischen Mitteln Gesetze von Klang, Akustik betrachtend); die Mitte bezeichnet er als ›Mechanisch/gemischt‹. Hier wären die durch Musikinstrumente gegebenen Phänomene zu beleuchten – im Sinne von Lessings Kunstbehandlung, ebenso im Licht des ersten Teils der Tonlehre: Gesang und Bewegung sind unmittelbar Äußerungen und Ausdruck der Seele im Sinne der geheimen Tonwelt des Menschen. Letztere wiederum hat eine bildhafte Entsprechung zum bestirnten Himmel in der Nacht, zum Wesen von Harmonie und Weisheit, schließlich zur Sphäre des Logos, des Wortes im Sinne von Schweigen (geheime Kultur mit Blick auf das Samenkorn – Offenbarung/Entfaltung andererseits). Goethe stellt seine Tonlehre bewußt neben die Farbenlehre und die ›Metamorphose der Pflanzen‹ (Eckermann 1.2.1827). Aufgabe des Künstlers (jedes Menschen) wäre, die drei Reiche intuitiv oder bewußt gestaltend miteinander zu verbinden, im eigenen Wesen den Schöpfer zu offenbaren, einhergehend mit Demut anstelle von Geniekult in jeder Form bis hin zur erhobenen, jedoch (im Gegensatz zu Euphonia) fremdbestimmten Führererhand – Antikunst! Antichrist: ›Die Liebe herrscht nicht, aber sie bildet.‹ (Goethe, Das Märchen 1795)

Euphonia in der Tonkunst bezieht sich nicht zuletzt auf die Tongebung bei Chopin, Schubert und auf C.Ph.E. Bachs Methodik: singende Gestaltung aus dem Herzen der Bewegung. Euphonia kann in einem bewußten Gegensatz zu gewissen Virtuosenschulen gesehen werden, wo sie ihren primären Ansatz in kontrollierter Fingertechnik suchen, zwar verbunden mit ihrer ›Welt als Wille und Vorstellung‹, oft jedoch mechanischem Denken, wenn nicht gar dem Metronom verpflichtet. Solches führt zu Rückstau des Atems in der Brust. Der Atem sollte jedoch durch Bewußtwerden des Ätherischen gelöst, belebt werden. Dieses Wunder vermag eine schöpferisch atmende ›Hand‹ zu vollbringen – manu (indogerm.): Hand, Mensch, Manas (Geist). Sie belebt den ganzen Körper! Köhlers künstlerisches Credo mit Lessings Aufklärung, Goethe, Schopenhauer: ›Wo Wille (Kunst) sich in Liebe (Natur) verwandelt, hat Liebe mit der Macht des Willens gehandelt‹.

Künstlerisch am Klavier verbindet Köhler eine intensive Zusammenarbeit mit der Eurythmistin Andrea Fitzlaff. · Mit Gesaltung der Laute B und O durch die Hände gibt er seinen Schülern im praktischen Unterricht Hinweise auf ›Boas‹, den Baum des Lebens, der neben den Baum der Erkenntnis treten muss (›Jakim‹). Jakim und Boas waren einst die Säulen an der Pforte zum salomonischen Tempel von Jerusalem. Einführung in euphonische Gestaltungs- und Wahrnehmungsmethoden, auch in der Naturbetrachtung (also nicht nur für Klavierspieler) auf Anfrage. Goethes Begriffe von Diastole und Systole (siehe Logo Titelseite) kann man sich leicht mit den beiden ersten Präludien in C-Dur und c-moll des ›Wohltemperierten Claviers‹ von J.S.Bach veranschaulichen, die sich der ›Geheimrath‹ immer wieder vorspielen ließ. Nicht zuletzt fand der Dichter hier einen geistgemäßen Begriff von Harmonie verwirklicht.

Kurse Euphonische Gestaltungsmethoden sind Bestandteil des Klavierunterrichts von Hans-Martin Köhler. Da sie auch Gesang und die Gestaltung mit anderen Instrumenten beleben können, werden Einzelstunden und Einführungskurse auf Anfrage geboten. Darüber hinaus eignet sich Euphonia auch zur Sensibilisierung (von lat sensus = Empfindung) der Wahrnehmung von Kunst und Natur. Anfragen via E-Mail: trio@eulyra.de oder koehler@klavier-spielen.info

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Hinweis -Etymologisches:

εὐφωνἰα 

Das Wort Euphonia ist gesetzlich nicht geschützt, so wenig wie etwa die Bezeichnung Resonanz. Aus dem altgriechischen Wörterbuch (mit o-mega zu schreiben) wäre euphonia zu übersetzen mit Wohlklang, Wohllaut, gute, angenehme Stimme. In diesem Sinne dient letztere in der Botanik auch als Gattung für einen bunten Singvogel. Im Unterschied zu vielen anderen sogenannten Tangaren (mit Ammern verwandte Singvögel) sind die Männchen der Gattung Euphonia mit leuchtend blauen und gelben Farben prächtig getönt. (Tangaren sind eine Familie farbenprächtiger Singvögel Amerikas mit ca. 250 Arten, einige auf Hawaii und den Bermudas). In Wildeshausen schmückt sich ein Männergesangsverein mit diesem Namen, während andere mit HI-FI auf diese Weise werben. Euphonium nennt sich ein tiefes Blechblasinstrument (Familie der Bügelhörner).  Hans-Martin Köhler bezieht sich auf das altgriechische Wörterbuch und versteht unter Euphonischer Tongebung eine mit seinen Schülern erarbeitete organische Gestaltung des Klavierspiels wie auch darüber hinausgehende Wahrnehmungsübungen in der Natur, wie oben beschrieben.

Entwicklung von Begriffen griechisch: ous (Gehör – in der Substanz) · ousia (Substanz – als sinnliche Erscheinung) · mousia (künstlerische Gestaltung)

Entsprechung: Leib, Seele, Geist: Samenkorn (Ton) · Entfaltung, Blüte (Bild und Klang) · Befruchtung, Reife (Logos, Individuation)

Gesetzlich geschützt ist die Bezeichnung Eurythmie für die von Rudolf Steiner ins Leben gerufene Ton- und Lauteurythmie als sichtbare Sprache, sichtbarer Gesang. Ihr liegt eine mehrjährige intensive künstlerische Ausbildung zugrunde. Berührungen mit Euphonia liegen in der Natur der Sache. Die dreifaltige Grundgebärde der Euphonia dient uns als Begrüßungsgeste unter Freunden, etwa im Unterricht zwischen Lehrer und Schüler. Im Gegensatz zur militärisch erhobenen Hand geht von ihr eine heilende Wirkung aus im Sinne des griechischen Musikverständnisses in der Antike.